Die Riesin

In die falsche Frau verliebt zu sein, gehört wohl zu den größeren Mißgeschicken. Malamut war in eine Riesin verliebt. Wenn es ihm gelang, ihr nahe genug zu kommen, sahen alle, daß er ihr höchstens bis zur Schulter ging.

Trotzdem war Malamut wie ein Jagdhund hinter der Riesin her. Immer wieder gelang es ihm, zur Stelle zu sein, wenn sich die Riesin gerade ein wenig langweilte und aus ihrer einsamen Höhe nach etwas Zerstreuung Ausschau hielt. Für ein paar kurze Augenblicke war Malamut dann ganz der witzige Bursche, für den sie ihn halten sollte. Dann schweifte ihr Blick wieder ab, wie der wandernde Strahl eines Leuchtturms.

Eines Abends jedoch kam die Wende. Die Riesin, womöglich durch den Hauch Frühlingsluft, der die Stadt durchzog, unvorsichtig geworden, begegnete Malamut`s Blick just in dem Moment, da die Kapelle ein neapolitanisches Lied zu spielen begann. Malamut hatte sein gewinnendstes Lächeln aufgesetzt, in seinen Augen aber war nichts als die Endlosigkeit der windgepeitschten Steppe. Von diesem Moment an war sie verloren.