Häuserleben
Daß Häuser herumstehen, daß sie aufgebaut, umgebaut, abgerissen werden, zusammenfallen können, wissen wir. Doch sind wir uns der Häuser sicher? Sind sie als Symbol unserer Behaustheit oder auch Enthaustheit ewig? Stellen wir uns vor, sie kümmerten sich nicht mehr um unsere Ansprüche an sie. Sie fingen an zu tanzen, zu streiten, uns zu verlassen, auf Reisen zu gehen, Abenteuer zu bestehen - kurz, sich von dem ihnen zugewiesenen Platz loszulösen und (vielleicht mit Menschen an Bord, die sie mit entführten) täten, was wir gewohnt sind, in ihnen zu tun, nämlich die Tapeten wechseln.Ernst Reyer
Die Zeit, 04.08.1989
Der Wiener Zeichner Ernst Reyer hat sich als neuestes Thema die "Zylinderträger" vorgenommen. Denn er ist fest überzeugt:
"Sie sind noch unter uns. Mögen auch ihre Kostüme längst in das Schweigen des Fundus entrückt sein. Es gibt sie noch, die
Gesichtslosen. Wir schalten das Fernsehgerät ein, und ihr durchdringendes Nichtvorhandensein tastet sich in die letzten Winkel
unserer Wohnzimmer. In verschwiegenen Räumen, aber auch auf großen Plätzen entfalten die Geheimen Räte die Perfektion ihrer
Antlitz- und Seelenlosigkeit."
Ernst Reyer - Die Geheimen Räte
Der Wiener Zeichner Ernst Reyer hat sich als neuestes Thema die "Zylinderträger" vorgenommen. Denn er ist fest überzeugt:
"Sie sind noch unter uns. Mögen auch ihre Kostüme längst in das Schweigen des Fundus entrückt sein. Es gibt sie noch, die
Gesichtslosen. Wir schalten das Fernsehgerät ein, und ihr durchdringendes Nichtvorhandensein tastet sich in die letzten Winkel
unserer Wohnzimmer. In verschwiegenen Räumen, aber auch auf großen Plätzen entfalten die Geheimen Räte die Perfektion ihrer
Antlitz- und Seelenlosigkeit."